Baden-Powell und die Gründung der Pfadfinderbewegung
Die Pfadfinderbewegung begann als Idee des englischen Generals Robert Baden-Powell (1875 - 1941, 1921 geadelt: Lord Baden- Powell of Gilwell).
Am Anfang seiner Armeezeit schrieb er ein Buch für Soldaten über das Anschleichen, Fährtenlesen und das Leben im Freien mit wichtigen Tipps für das Überleben in Notsituationen. Er fasste alle diese Fähigkeiten unter dem Oberbegriff „scouting“ zusammen.
Unnötigen militärischen Drill verachtete er; er glaubte mit Tricks und List weiter zu kommen als durch unüberlegte Tapferkeit.
Während des Burenkrieges (1899 - 1902) zwischen den Engländern und den holländischen Siedlern in Südafrika war Baden-Powell verantwortlich für die Verteidigung einer Schlüsselposition, der Stadt Mafeking. Seine Truppen, die von einer großen Überzahl des Gegners vollständig eingeschlossen waren, wurden täglich angegriffen. Durch die Anwendung vieler seiner Tricks gelang es ihm und seinen Soldaten, sieben Monate auszuharren, bis Verstärkung eintraf. Das englische Volk, das die Nachrichten von der Belagerung besorgt verfolgt hatte, feierte Baden-Powell als Volkshelden.
Sein Ruhm brachte in England jung und alt dazu, sein Buch zu lesen, vor allem die jungen Männer. Angeregt durch die Kriegserlebnisse der älteren Generation, spielten sie die Abenteuer begeistert nach. Diese Tatsache beunruhigte allerdings den Autor, hatte er doch sein Buch ur sprünglich für Soldaten geschrieben und nicht für Jugendliche oder Kinder. Deshalb beschloss er, sein Buch umzuschreiben.
Nach Baden-Powell sollte die Pfadfinderbewegung eine freiwillige, unpolitische Erziehungsbewegung für junge Menschen sein, in der Nationalität, Herkunft und Konfession keine Rolle spielen sollten. Obwohl er ein ehemaliger Soldat war, war ihm die Erziehung junger Menschen zum Frieden ein wichtiges Anliegen. Er legte für Pfad- finder drei wichtige Grundsätze fest:
1. Verpflichtung gegenüber Gott und christlichen Werten, sowie Engagement für die Religion
(Religion nicht vorgegeben)
2. Verpflichtung gegenüber den Mitmenschen, Vaterlandstreue und Nächstenliebe
3. Verpflichtung gegenüber sich selbst, Verantwortung für die positive Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Im Sommer 1907 erprobte er das Erziehungsschema auf der Grundlage seines umgeschriebnen Buches Scouting for Boys in einem dreiwöchigen Zeltlager auf der englischen Insel Brownsea. Er wählte dazu 20 Jungen aus verschiedensten Gesellschaftsschichten. Durch die Erlebnisse in der freien Natur wollte er nützliche Handfertigkeiten üben, die Aufmerksamkeit schulen, die geistigen und körperlichen Kräfte stärken und vor allem die Entwicklung eines Gruppengefühls sowie die Kameradschaft fördern.
B-P (wie er später genannt wurde) stellte fest, dass seine erzieherischen Ziele durch das scouting vollständig umgesetzt wurden. Kinder von Adeligen wie von Arbeitern zeigten sich begeistert von dieser Art zu leben.
Das war der Beginn der weltweiten Pfadfindebewegung. Überall in England, und bald auch in vielen anderen Ländern, schossen Pfadfindertrupps aus dem Boden.Schon drei Jahre später zählte die Pfadfinderorganisation über hunderttausend Mitglieder. Nach der Hochzeit Baden-Powells mit Olave St. Clair Soames, der ersten weiblichen Pfadfinderin, entwickelte sich 1916 auch eine Organisation für Pfadfinderinnen, die allerdings streng getrennt von der der Jungen war. Auch wurden bei den Mädchen andere Schwerpunkte gesetzt.